„Gott liebt dich“
Der erste Schultag für 47 Erstklässler der Domsingschule begann im Kölner Dom
Ein derart buntes Bild bietet sich eher selten im Dom. Und auch so lebhaft geht es nicht oft wenige Minuten vor Gottesdienstbeginn noch zu. Schließlich sind die ersten Reihen der Kathedrale nur an diesem Tag ausschließlich mit so vielen Sechsjährigen gefüllt. Und die haben dann zudem noch alle Mühe, gerade eben über die hohen braunen Kniebänke hinwegzuschauen, um nicht ganz in ihnen zu verschwinden.
An diesem Morgen sind es ohnehin die großen, mit viel Phantasie gebastelten Schultüten, hinter denen sich mancher Erstklässler schüchtern verschanzt und die in ihrer Farbenpracht mit dem durchs Richter-Fenster gefluteten Sonnenlicht um die Wette leuchten. Eigentlich wie in jedem Jahr – wenn im Kölner Dom der erste Schultag für die Schulanfänger der Kölner Domsingschule mit einer liturgischen Feier beginnt. Da geht es dann richtig feierlich zu. Und es ist wichtig, dass sich die kleinen Besucher in ihrer zukünftigen Wirkungsstätte als baldiger Nachwuchs der Chöre am Dom gleich wohl fühlen und die oft erste Kontaktaufnahme mit dem gewaltigen Gotteshaus so unbeschwert wie möglich erleben.
Dass Musik in der Domsingschule groß geschrieben wird, versteht sich von selbst. Und so zeigten die größeren Schüler der dritten und vierten Schuljahre mit ihrer Flöten-AG oder im Chor, wie anregend das Musizieren in Gemeinschaft ist und wie froh es macht. Und dass alles Tun – nicht nur das in der Domsingschule – unter dem besonderen Schutz und Segen Gottes steht, veranschaulichte dann Schulseelsorger und Domzeremoniar Tobias Hopmann in seiner kindgerechten Katechese. Mit einem großen Umschlag, adressiert „An die Schulanfänger“ und mit dem Absender „Von Gott“, der umgehend für Neugierde unter den I-Dötzchen sorgte, war ihm sofort die Aufmerksamkeit seiner kleinen Zuhörer sicher. Denn mit Spannung beobachteten sie, wie Hopmann schließlich einen Großbuchstaben nach dem anderen aus dem Brief zog und die Kinder selbst herausfinden ließ, ob dieser vielleicht bereits im eigenen Namen vorkomme und wofür er wohl sonst noch stehen könnte. So erarbeiteten die Kinder gemeinsam mit dem Seelsorger, dass ein „Sch“ für Schule, „L“ für Lehrer, „F“ für Freunde und – ja natürlich – „M“ für Musik steht, die in der Domsingschule einen besonders wichtigen Platz hat, wie Hopmann betonte. Gleichzeitig sagte er, dass dies alles Geschenke von Gott seien, unter dessen besonderem Segen jeder Einzelne stehe. „Gott liebt dich. Er ist dein Freund, er ist immer für dich da. Er begleitet dich und gibt dir seine Kraft“, sagte der Präses der Chöre am Dom den Kindern zugewandt, bis er schließlich jedem einzelnen Erstklässler vor dem Altar ein Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnete mit den Worten: „Gott segnet dich.“
Bereits am Morgen hatte der Schulseelsorger im Erzbistum Köln dem Domradio ein Interview zu der Feier von Einschulungsgottesdiensten gegeben und damit ihre Bedeutung herausgestellt, zumal sie, wie er sagte, ja an einem Wendepunkt im Leben stehen. „Die Kinder kommen in die Schule, sind ein bisschen aufgeregt und freuen sich meistens darauf, jetzt zu den Großen zu gehören. Das ist für diese Kinder ein ganz wichtiges Lebensereignis. Aber nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern, die die Erziehungsverantwortung nun auch ein Stück weit abgeben.“ Daher gehe es bei einer solchen Gelegenheit auch nicht darum, eine hochgeistige und tiefschürfende theologische Predigt zu halten, sondern in einfachen und eindringlichen Worten und vielleicht auch schönen Bildern den Kindern mitzugeben, dass sie nicht alleine, sondern begleitet sind. „Gott ist mit ihnen unterwegs. Er hält sie, er trägt sie – auch in diesen neuen Abschnitt ihres Lebens hinein.“
Beatrice Tomasetti