Gott ein Gesicht geben
Pastoralreferent Burkhard Hofer übernimmt die Seelsorge an der Domsingschule und an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule
Nun ist er es auch offiziell: mit eigenem Büro in der Clarenbachstraße und neuer Telefonnummer. Burkhard Hofer, bislang im Kölner Stadtdekanat zuständig für den Fachbereich „Schulpastoral“, ist seit dem 1. Februar der neue Seelsorger der Domsingschule und der Erzbischöflichen Liebfrauenschule. Das heißt, er muss für den Erstkommunionunterricht der Drittklässler, den er bereits vor ein paar Wochen in der Nachfolge von Domvikar Tobias Hopmann übernommen hat, von nun an nicht mehr eigens aus dem Domforum seine neue Wirkungsstätte in Lindenthal anfahren, sondern wird seinen Schreibtisch im Kardinal-Höffner-Haus aufstellen und dort für seine Schüler als fester Bestandteil des Lehrerkollegiums unmittelbarer Ansprechpartner sein. Damit ist der Kölner Pastoralreferent zugleich auch der erste Laie in diesem Amt, das seit Bestehen der Domsingschule ausschließlich von Geistlichen besetzt war. Einer seiner Vorgänger in dieser Funktion, der heutige Stadt- und Domdechant Robert Kleine, führte den 46-Jährigen am Montag mit einem feierlichen Gottesdienst in Christi Auferstehung in seine neue Aufgabe ein.
Dabei freute sich Kleine sichtlich, die monatelange Vakanz, die durch die Berufung Hopmanns zum Subregens des Priesterseminars im vergangenen Schuljahr in beiden Lehr-Einrichtungen entstanden war, beenden zu können. Die Neubesetzung zeige, dass die Pastoral in den Erzbischöflichen Schulen „nicht nur ein Anhängsel sei, sondern mit das Fundament bilde“, sagte er. Kleine betonte die Wichtigkeit dieses pastoralen Feldes und dass die vornehmliche Aufgabe eines Schulseelsorgers darin bestehe, für jeden Schüler erfahrbar zu machen, dass er von Gott geliebt ist – auch in weniger guten Momenten – und dass die Pädagogik dafür da sei, die in jedem angelegten Talente zur Entfaltung zu bringen, um sich gleichzeitig weiterentwickeln und reifen zu können. „Es ist wichtig, dass es da jemanden gibt, mit dem man sprechen kann, der ein offenes Ohr hat, mit nach Wegen sucht, um Ermutigung zu finden. Da steht einer mit seinem Namen, mit seiner Persönlichkeit dafür ein“, sagte Kleine wörtlich über den neuen Schulseelsorger an die Adresse der versammelten dritten Schuljahre und der angehenden Abiturienten aus der LFS. Damit unterstrich er gleichzeitig „das große Engagement des Bistums in seinen vielen Erzbischöflichen Schulen für Kinder und Jugendliche“. Den neuen Einsatzort an der „bunten Basis“, wie der Domdechant die Aufgabengebiete bei der Dommusik und in der Liebfrauenschule umschrieb, definierte er als „wunderbaren Weinberg des Herrn“, wo es gelte, Christus berührbar zu machen. „Hier dürfen Sie verkündigen“, so Kleine an Hofer, „dass Gott mitten unter uns ist.“
Auch Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Leiterin der Hauptabteilung Schule/Hochschule im Generalvikariat, nutzte die Gelegenheit, um die Erzbischöflichen Schulen als wesentliche Seelsorgestandorte innerhalb der Diözese herauszustellen, während sie Pastoralreferent Hofer die Ernennungsurkunde des Erzbischofs überreichte. Sie plädierte dafür, dass sich Schulen und Gemeinden als Lern- und Lebensorte füreinander öffneten. Schulseelsorge, so sagte sie, sei vor allem auch dazu da, den Schülern eine Stimme zu geben – gerade da, wo die einstige Forderung von Kardinal Höffner nach Gerechtigkeit und Liebe – sein Wappenspruch „iustitia et caritas“ ziert programmatisch die Foyerwand in dem nach ihm benannten Gebäude der Domsingschule – nicht gelebt würde. „Burkhard Hofer ist dafür zuständig“, wandte sich die offizielle Bistumsrepräsentantin mit Nachdruck an die Schüler, „dass Ihr gehört werdet.“
Gott und seine Botschaft sind Ausgangspunkt und Mitte jeder Tätigkeit. In diesem Bewusstsein will der frisch ernannte Seelsorger selbst seinen Dienst verstanden wissen und im Vertrauen darauf, nicht allein zu sein, seinen zukünftigen Weg innerhalb der Schulpastoral gehen, wie Hofer vor den Schülern, Eltern- sowie Lehrervertretern und Schulleitungen bekannte. Er forderte alle dazu auf, die Einladung Kardinal Woelkis zur Gestaltung eines pastoralen Zukunftsweges anzunehmen und gemeinsam an deren Umsetzung mitzuwirken. Auch wenn sich auf diesem Weg sicher die Gestalt von Kirche verändern werde, müsse das niemanden ängstigen, erklärte Hofer. Vielmehr forderte der Theologe seine Zuhörer dazu auf, „diesen neuen Weg voller Vertrauen mitzugehen“. Anders als ein Priester, der in der Vergangenheit gerne in der Rolle eines „Versorgers“ seiner Herde gesehen worden sei, verstehe er sich als hauptamtlicher Laie eher als ein Einladender, der dazu ermutige, den Raum Schule pastoral gemeinsam zu gestalten und wachzuhalten, dass es Aufgabe aller ist, Gott in der Schule ein Gesicht zu geben. „Das will ich ermöglichen helfen, dabei unterstützen und dazu motivieren“, versprach Hofer. Gemäß dem Wunsch von Erzbischof Woelki, als Hauptberufliche im kirchlichen Dienst noch mehr zu geistlichen Begleitern der engagierten Getauften zu werden, zu Charismenfindern sowie Aus- und Weiterbildern, wolle er neugierig und aufmerksam sein, zu Wagnissen ermutigen, Spontaneität schätzen, Freiräume geben, Fehlversuche akzeptieren und Vertrauen schenken.
Gott kenne keine Hierarchien, führte der Vater von zwei Töchtern weiter aus. „Ob groß oder klein, leistungsstark oder leistungsschwach, jung oder alt – alle sind wir durch die Taufe ausgestattet mit einer Würde, die uns aufrecht stehen lässt; und durch die Taufe sind wir alle mit Talenten und Fähigkeiten ausgestattet, die es einzubringen gilt ins Leben unserer Schulen.“ Wenn der Schöpfungsraum Schule mit- und füreinander auf vielfältige und kreative Weise gestaltet werde, könne Gottes Nähe spürbar werden, so seine Überzeugung. Abschließend rief der neue Schulseelsorger die Gemeinde noch einmal dazu auf, diesen Weg mitzugehen, und wiederholte die von allen zuvor gesungene Liedzeile zur Danksagung: „Die Perspektive ist verheißungsvoll: Die Tore stehen offen. Und das Land, in das wir gehen, ist hell und weit!“
Beatrice Tomasetti