Unter Gottes Schutz und Schirm
Der erste Schultag für die 45 Erstklässler der Domsingschule begann im Kölner Dom
Ein derart buntes Bild bietet sich nicht alle Tage im Dom. Und auch so lebhaft geht es nicht oft wenige Minuten vor Gottesdienstbeginn noch zu. Schließlich sind die ersten Reihen der Kathedrale nur an diesem Tag ausschließlich mit so vielen Sechsjährigen gefüllt. Und die haben dann zudem noch alle Mühe, gerade eben über die hohen braunen Holzbänke hinwegzuschauen, um nicht ganz in ihnen zu verschwinden. An diesem Morgen sind es ohnehin die großen, mit viel Phantasie gebastelten Schultüten, hinter denen sich mancher Erstklässler schüchtern verschanzt und die in ihrer Farbenpracht mit samt den vielen unterschiedlichen Ornamenten um die Wette leuchten. Eigentlich wie in jedem Jahr – wenn im Kölner Dom der erste Schultag für die Schulanfänger der Kölner Domsingschule mit einer liturgischen Feier beginnt. Da geht es dann richtig festlich zu. Trotzdem ist dem gesamten Lehrpersonal der DSS wichtig, dass sich die kleinen Besucher in ihrer zukünftigen Wirkungsstätte als baldiger Nachwuchs der Chöre am Dom gleich wohl fühlen und sie die oft erste Kontaktaufnahme mit dem gewaltigen Gotteshaus so unbeschwert wie möglich erleben. Das weiß auch Schulseelsorger Burkhard Hofer, der alle I-Dötzchen zu Beginn erst einmal auffordert, die Schultüten für alle sichtbar in die Höhe zu halten, um auf diese Weise das erste Eis zu brechen.
Später erklärt er den Kindern in seiner bewusst einfach gehaltenen Katechese, dass alles Tun – nicht nur das in der Domsingschule – unter dem besonderen Schutz und Schirm Gottes steht, er Wegbegleiter und Freund ist, dem man alles anvertrauen kann. Mit einem großen, in allen Regenbogenfarben schillernden Schirm, den er aufspannt, ist ihm sofort die Aufmerksamkeit seiner kleinen Zuhörer sicher. Denn mit Spannung folgen sie seinen Fragen und Ausführungen, mit denen der Seelsorger in kindgerechter Sprache den zuvor von Schulleiterin Gertrud Trebels verlesenen Psalm 91 interpretiert. Sprachlich vereinfacht und auf die Kinder zugeschnitten, hatte sie vorgetragen: „Bei Gott finde ich Geborgenheit und Ruhe. Er schenkt mir neue Kraft. Bei Gott bin ich geborgen, auf Gott kann ich mich verlassen, ihm kann ich grenzenlos vertrauen. Er rettet mich aus allen Gefahren des Lebens. Denn er ist bei mir, wenn ich mich allein fühle. Er ist für mich da, wenn in unserer Familie Streit herrscht. Er ist um mich, wenn mir etwas misslingt. Wie ein großer Vogel beschirmt mich Gott, unter seinen Schwingen finde ich Zuflucht, Schirm und Schutz ist mir seine Zuwendung.“
Was das für den Alltag bedeuten und wozu ein solcher Schirm nützlich sein kann, arbeitete der Seelsorger dann gemeinsam mit den Kindern heraus, indem er die Kleinen immer wieder ermutigte, mit eigenen Beiträgen der Kernaussage dieses bekannten Bibelwortes auf die Spur zu kommen. Dass ein Schirm vor Nässe und Wind schützen kann, aber genauso auch vor starker Sonneneinstrahlung und Hitze fanden die Schulanfänger schnell selbst heraus. Dass sich das gewählte Bild aber auch auf den Segen Gottes beziehen lässt, unter dem jeder Einzelne steht, war dann die theologische Botschaft, die Hofer den Kindern und ihren Familien für die beginnende neue Lebensphase mit auf den Weg geben wollte. Wörtlich sagte er: „Wie uns ein Schirm vor dem schlechten Wetter, der Hitze oder dem Wind beschützt, so beschützt uns Gottes Segen vor dem, was uns im Leben bedrängt und Angst macht. Ganz egal was auf uns niederprasselt in nächster Zeit: alles Neue, was uns Angst macht – davor schützt uns Gottes Schirm: sein Segen. Nicht dass er das alles wegnimmt, nein, er lässt es uns mutiger und froher angehen, weil wir wissen: Er ist bei uns.“ Gott lasse niemanden im Regen stehen, blieb er im Bild. „Deshalb schickt er uns Menschen, die uns beschützen: unsere Eltern, Lehrer, Erzieher und Freunde“, bezog sich Hofer konkret auf die Lesung. „Gott gibt uns neue Kraft, er lässt uns nicht allein und er lässt uns nicht traurig sein.“
Im Anschluss durfte jeder Schüler einzeln in den Altarraum des Domes vortreten. Dort fragte der Schulseelsorger die Mädchen und Jungen jeweils nach ihrem Namen und segnete sie. Dass von Anfang an in einer Einrichtung wie der Domsingschule auch das Thema Musik groß geschrieben wird, zeigten dann die älteren Kinder der dritten und vierten Schuljahre mit Beiträgen der Flöten-AG oder des Chores, der ganz am Ende des Einschulungsgottesdienstes von den Altarstufen aus sang. Vor allem aber machten die kleinen Sängerinnen und Sänger deutlich, wie anregend das Musizieren in Gemeinschaft ist und wie froh es macht.
Beatrice Tomasetti