Impuls für die Schulgemeinschaft Nr. 4

Liebe Schulgemeinschaft!
Ich hoffe, Euch und Ihnen geht es weiterhin gut und Ihr seid / Sie sind gesund.
Mittlerweile sind Osterferien. Euch und Ihnen geht es sicher wie mir, dass sich kein richtiges Feriengefühl einstellen will. In diesem Jahr ist doch alles anders, nicht nur, weil manche nicht in den langersehnten Urlaub fahren können, sondern vor allem weil wir in Sorge sind, wie es in der Corona-Krise weitergeht, und wir nicht wissen, ob unsere Schule am 20.04. wieder offen sein wird.
In dieser Woche geht die Fastenzeit zu Ende, die wir in diesem Jahr intensiver als sonst als eine Zeit des Verzichts erlebt haben. Sicher haben wir uns aufgrund der Corona-Krise mit Fragen wie „Was zählt wirklich im Leben und was ist überflüssig?“, „Was ist für uns und andere wichtig?“ existentieller als sonst beschäftigt. Vor uns liegt nun das Osterfest. Wir feiern, dass Jesus Christus mit seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung alles Leid und alle Not durchkreuzt und alle Trauer in Freude verwandelt hat.
Diese österliche Botschaft, die in diesem Jahr noch tröstlicher ist als sonst, zeigt sich für mich sehr anschaulich in der Erzählung von den Emmausjüngern (nachzulesen im Evangelium nach Lukas, Kapitel 24, Verse 13-35). Dieser Text für mich einer der schönsten Texte der Bibel.
Zwei Anhänger Jesu gehen nach den schrecklichen Erlebnissen rund um den Tod Jesu in Jerusalem nach Hause in ihr Dorf Emmaus. Sie sind völlig niedergeschlagen und traurig. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll, und stellen sich viele Fragen. Dabei bemerken sie nicht, dass Jesus sich als Fremder zu ihnen gesellt. Seine Nähe tut ihnen gut. Ihre Stimmung hellt sich auf, weil er ihnen aus den heiligen Schriften erklärt, dass alles so kommen musste. Schließlich erkennen sie Jesus an der Art und Weise, wie er das Brot bricht. Im Text heißt es: „Da gingen ihnen die Augen auf!“ (Lk 24,31). Auf einmal wissen sie: Jesus lebt! Er ist auferstanden! Sofort verwandelt sich ihre Resignation in Zuversicht, ihre Traurigkeit in Freude, ihre Angst in Mut und ihre Niedergeschlagenheit in neue Kraft. Sie sprühen wieder nur so vor Lebensfreude und können nicht anders, als auf direktem Wege die 11 km zurück nach Jerusalem zu laufen und ihren Freunden von der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus zu berichten.
Was sagt Euch / Ihnen diese österliche Geschichte? Mir gibt sie in unserer bewegten Zeit Zuversicht und schenkt Hoffnung: Gott lässt mich in meiner Not und mit all meinen Fragen nicht allein, sondern begleitet mich im Leben, auch wenn ich ihn häufig nicht an meiner Seite zu spüren meine. Seine Nähe schenkt mir Mut, Kraft und Freude und lässt mich wie die Emmausjünger alles mit anderen Augen sehen.
Aus diesem Blickwinkel zeigt sich: Ostern ist das Fest des Lebens, das den Tod in die Knie zwingt! In unserer gegenwärtigen Zeit ist vieles in Frage gestellt, Leben und Existenzen sind in Gefahr. Ostern kann uns in diesen Tagen die Zuversicht schenken, dass sich in der hoffnungslos scheinenden Krise neue kraftvolle Perspektiven zeigen.
Viele solcher „österlichen Blitzlichter“, die inmitten von Ohnmacht Zeugnis geben von kreativer Lebendigkeit, erleben wir seit Beginn der Krise in Nachbarschaftshilfen und in vielfältigen, solidarischen Aktionen. Diese Hilfsaktionen zeigen, wie „lebendig“ und vital unsere Gesellschaft in der Krisenzeit ist und wie sehr die Menschen „einen anderen Blick füreinander“ als sonst haben.
Weiter diesen Blick füreinander zu haben, das wünsche ich uns und unserer Gesellschaft auch über die Krisenzeit hinaus. Es ist ein „österlicher“ Blick, den uns Jesus Christus durch seine Auferstehung schenkt. Er lässt uns tiefgründiger sehen und dabei erkennen, dass das Leben stärker ist als der Tod. Gott sei Dank!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen mit den Worten des verstorbenen Aachener Bischofs Klaus Hemmerle (+1994) „Osteraugen“:
Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen,
im ICH bis zum DU
zu sehen vermögen.
Und dazu wünsche ich uns
alle österliche Kraft und Frieden,
Licht, Hoffnung und Glauben,
dass das Leben stärker ist als der Tod.
(aus: Klaus Hemmerle, Hirtenbriefe, Aachen 1994)
Ich wünsche Euch und Ihnen frohe und gesegnete Ostertage!
Bleibt /Bleiben Sie gesund und gesegnet!
Ihr und Euer Schulseelsorger
Burkhard Hofer