Eine neue CD aus dem Kölner Dom
Domorganist Winfried Bönig spielt Frescobaldi, Widor und Camillo Schumann
Immer auf der Suche nach einer attraktiven Mischung aus Altem und Neuem, Bekanntem und Unbekanntem, Virtuosem und Eingängigem, stellt Domorganist Winfried Bönig das Programm seiner alljährlichen Orgelfeierstunden zusammen. Dabei spielt er traditionell jeweils das Auftaktkonzert dieser überregional beliebten Reihe selbst, zur Halbzeit dann noch einmal und auch am Ende. Das Konzert vom 25. Juli ist nun auf CD erschienen. Damit kommt der Lehrstuhlinhaber für das Fach künstlerische Orgel und Improvisation an der Kölner Musikhochschule der großen Nachfrage nach Orgelmusik aus dem Kölner Dom nach. „Auf die Zusammenstellung der Werke von Frescobaldi aus dem 17. Jahrhundert sowie den Vertretern der Romantik Charles-Marie Widor und Camillo Schumann gab es noch am Konzertabend selbst so ungewöhnlich viel Resonanz, dass wir uns spontan entschieden haben, den Live-Mitschnitt als CD herauszubringen“, sagt Bönig zu der jüngsten Audio-Neuerscheinung.
Das Ergebnis kann sich aber nicht nur hören lassen – immerhin hat der Meister seines Fachs mit der „Aria detto balletto“ von Girolamo Frescobaldi, einem Vertreter des italienischen Frühbarocks, der 5. Orgelsinfonie von Charles-Marie Widor und der Sonate Nr. 6 von Camillo Schumann nicht nur eine originelle und letztlich mit der berühmten Widor-Toccata auch prominente Auswahl getroffen. Auch die erläuternden Texte des Booklets stammen von Bönig und liefern so manche hilfreiche Erklärung zum Komponisten und der Einordnung seines Werks in einen größeren musikwissenschaftlichen Kontext. So erklärt der Kirchenmusiker beispielsweise, dass die schwungvolle Musik Frescobaldis besonders effektvoll die sogenannten „kurzbechrigen Zungen“ der beiden Klais-Orgeln, wie das Krummhorn oder die Vox humana, zur Geltung bringt. Dass die populäre Toccata von Widor, an den Schluss des Programms gestellt, an den Denkmalcharakter der berühmten Bach-Toccata in d-moll heranreicht, aber auch die vorangehenden Sätze dieser insgesamt fünfteiligen Orgelsinfonie hochvirtuos die Verschmelzung von Komposition und Instrument belegen. Und dass Camillo Schumann zwar ein beachtliches Oeuvre hinterlassen hat, doch trotz seiner Begabung weitestgehend unbekannt blieb und in Einzelzitaten an den eine Generation zuvor geborenen großen Namensvetter Robert und seine Klaviermusik erinnert.
Orgelmusik aus dem Kölner Dom findet seit Jahren einen reißenden Absatz. Und so ist diese aktuelle CD bereits die siebte, die Bönig seit 2002, als die Querhausorgel einer aufwendigen Generalüberarbeitung unterzogen wurde, im Laufe der Jahre publiziert hat. Übrigens: Auch die vom Publikum nach der Orgelfeierstunde eingeforderte Zugabe enthält der Kölner Domorganist seinen Fans nicht vor: Das „Trumpeting Tune“ von Robert Jones, einem zeitgenössischen Komponisten und Organisten aus Wales, bildet das Ausrufezeichen nach einem gewohnt grandiosen Spiel.
Die CD mit dem Live-Mitschnitt vom 25. Juli 2017 im Kölner Dom ist ab sofort im Dom-Laden, Domkloster 4 für 15 Euro erhältlich.
Beatrice Tomasetti